Er hatte die Fähigkeit, die Welt zu verändern
v. l.: Bernhard Pickel, Rüdiger Pickel, Sylvia Mehler, Silvan Saal
Interview zum Firmenjubiläum mit Bernhard Pickel, Rüdiger Pickel, Sylvia Mehler und Silvan Saal
Der Geist des Firmengründers Siegbert Pickel ist in der Kanzlei überall spürbar. Trotz schwieriger Voraussetzungen legte er den Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen und entwickelte es weiter. Heute führt eine neue Generation die Geschäfte und bereitet die nächste auf die Übernahme vor. Im Gespräch erzählen seine beiden Söhne Bernhard und Rüdiger Pickel sowie die Partner Sylvia Mehler und Silvan Saal, wie es zur Kanzleigründung kam, wie sich erste Erfolge einstellten und wie sie die Kanzlei in die Zukunft führen.
Frau Mehler, Herr Bernhard Pickel und Herr Rüdiger Pickel, erzählen Sie uns ein bisschen was über die Anfänge: Warum machte sich Siegbert Pickel selbstständig?
Bernhard Pickel: Weil er von seiner Fähigkeit, die Welt zu verändern, überzeugt war.
Rüdiger Pickel: Er erkannte schnell, dass im Bereich Steuerrecht und in der betriebswirtschaftlichen Beratung vielen Steuerpflichtigen und Unternehmen geholfen werden müsste. Stichworte Aufbau nach dem Krieg, Ölkrise, Hochzinsphase, erste Rezession.
Sylvia Mehler: Er wollte Flexibilität, Eigenverantwortlichkeit, kurze Wege, sein eigener Herr sein, seine eigene Meinung auf eigene Gefahr durchsetzen – natürlich immer für die Mandanten.
Welche Rolle spielte dabei seine Frau?
Bernhard Pickel: Eine wesentliche: Sie kümmerte sich auch um alles außerhalb der Kanzlei.
Rüdiger Pickel: Eine sehr wichtige: Mit Schreibmaschine im Gepäck begleitete sie ihn zu Mandanten, lud Mandanten zum Essen ein und zog gleichzeitig drei Kinder groß!
Sylvia Mehler: Eine sehr wichtige Rolle, sie hielt ihm den Rücken frei; repräsentierte nach außen und erzog die Kinder.
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Die größte Herausforderung war, das Vertrauen der Mandanten zu gewinnen.
Bernhard Pickel
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In welchem wirtschaftlichen Umfeld wuchs das Unternehmen in den Anfangsjahren?
Bernhard Pickel: Die Klientel aus dem Handwerk schuf die Basis für ein Unternehmen ohne Eigenkapital.
Rüdiger Pickel: Das Unternehmen wuchs besonders in den Anfangsjahren in einem schwierigen Umfeld heran. Es gab bereits renommierte und etablierte Steuerkanzleien in Schweinfurt. Zudem war die wirtschaftliche Gesamtsituation zur damaligen Zeit wegen der Ölkrise und der ersten Rezession in der bundesrepublikanischen Geschichte alles andere als einfach. Letztlich begann er seine unternehmerische Karriere auch ohne große finanzielle Mittel und konnte sich nur auf sich selbst und sein Können verlassen.
Welche Herausforderungen hatte er zu meistern? Was waren die größten Hürden?
Bernhard Pickel: Die größte Herausforderung zu Beginn war es wohl, das Vertrauen der Mandanten zu gewinnen, Arbeit für das erste Personal zu bekommen und zu halten sowie den Betrieb insgesamt dauerhaft zu etablieren.
Rüdiger Pickel: Ich denke, dass er ähnliche Herausforderungen und Hürden zu meistern hatte, wie das Jungunternehmer auch heute erleben. Ein neues Unternehmen, eine Marke im Dienstleistungssegment zu etablieren, ist oftmals sehr abhängig von der Gründerpersönlichkeit. Er musste die Menschen nicht nur von der Qualität seiner Dienstleistung überzeugen; im ersten Schritt musste er potenzielle Kunden schlichtweg von sich überzeugen. Später dann war es wichtig, das Erreichte zu bewahren, sein Wissen weiterzugeben und seinen hohen Qualitätsanspruch auch in einem größeren Maßstab verwirklicht zu sehen.
Sylvia Mehler: Die stetig steigende Anzahl der zu betreuenden Mandanten und deren Anforderungen; ständige Änderungen im Steuerrecht; Sicherstellung der Mitarbeiteraus- und -fortbildung; Tätigkeiten für den Bilanzbuchhalterverband, was Siegbert sehr, sehr wichtig war, und die wachsende Kanzlei unter einen Hut zu bringen – all das waren sicher enorme Herausforderungen.
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Die Gesamtsituation war wegen der Ölkrise und Rezession in der damaligen Zeit alles andere als einfach.
Rüdiger Pickel
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Wie schafften es die Eltern jeweils, ihren Nachwuchs für ihren Beruf zu begeistern? Was machte den Job damals und heute so attraktiv?
Bernhard Pickel: Das Geheimnis des Erfolges bei dem Nachwuchs war, wie wohl auch heute, die Kinder nicht zu drängen oder gar zu zwingen, in den Beruf einzusteigen.
Rüdiger Pickel: Wir waren als Kinder schon irgendwie Teil des Unternehmens, ohne dass uns das damals bewusst gewesen wäre. Es ist häufig vorgekommen, dass Mandanten nicht nur unseren Vater, sondern die Familie gleich mit eingeladen haben. Wir haben so schon recht früh Beziehungen zu Mandanten aufgebaut, die wir auch bis heute halten oder zur nächsten Generation reichen. Es war aber nie ein Zwang vorhanden, den wir Kinder verspürt hätten. Die Kanzlei mit ihren Mandanten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war einfach von Beginn an Teil unseres Lebens. Wenn ich gefragt werde, was denn den Reiz der Arbeit in einer Steuerkanzlei ausmacht, dann sind das für mich in erster Linie die Vielfalt und der Kontakt mit Menschen! Wir haben es sicher mit Zahlen, Daten und Fakten zu tun, aber das ist nur ein Teil des Ganzen. Hinter den Zahlen, Daten und Fakten steht der Mensch, um den es geht. Das macht die Arbeit so spannend und vielfältig.
Warum wurden Partner nötig? Welche Fähigkeiten brachten sie mit?
Bernhard Pickel: Über die Jahre überstieg die Nachfrage einfach das Angebot dessen, was wir leisten konnten. Zudem war es auch eine strategische Entscheidung, Themenfelder wie Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung aus einem Guss anbieten zu können.
Rüdiger Pickel: Wir wollten durch die Aufnahme weiterer Partner unser Angebot erweitern, insbesondere aufgrund des stark anwachsenden Mandantenstamms waren wir in der Lage, nicht nur eine zukunftsorientierte und qualitativ hochwertige Dienstleistung im Bereich der Steuerberatung anzubieten, sondern auch noch in gleicher Weise Dienstleistungen im Bereich der Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung abzudecken.
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Ständige Änderungen im Steuerrecht sowie der wachsende Kundenstamm durch den positiven Ruf der Kanzlei prägen die Entwicklungen des Unternehmens.
Sylvia Mehler
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Wie fanden die Partner zueinander?
Bernhard Pickel: Das war ganz unterschiedlich. Zum Beispiel durch alte Freundschaften oder auch durch Empfehlungen von anderer Seite.
Rüdiger Pickel: Ich denke, dass sowohl Zufall als auch einfach Glück dazugehörte. Es handelt sich ja bei unserer Partnerschaft nicht nur um eine geschäftliche Zweckverbindung, wir sind auch gute Freunde geworden. Das Kennenlernen ist eine Sache, aber die jahrelange Zusammenarbeit kann man nur mit Menschen erfolgreich gestalten, deren fachliche und persönliche Eigenschaften gut ins Team passen.
Sylvia Mehler: Mein Mann und ich kannten die Familie und insbesondere Siegbert schon viele Jahre privat, unter anderem durch sportliche Aktivitäten wie Rennradfahren und gemeinsame Feste feiern, bevor ich als Partnerin bei Pickel & Partner eingestiegen bin. Darüber hinaus habe ich bereits vor meinem Einstieg als Partnerin bei einzelnen Mandanten der Kanzlei im Rahmen der Wirtschaftsprüfung und bei der Beratung von größeren steuerlichen Sachverhalten mit der Kanzlei zusammengearbeitet, also durch fachliche Leistung überzeugt.
Silvan Saal: Ich startete meine Karriere nach dem Studium als Steuer- und Wirtschaftsprüfungsassistent bei Pickel & Mehler 2010 und fühle mich seither mit der Kanzlei eng verbunden. Seit 2015 war ich für die Kanzlei als Wirtschaftsprüfer tätig. Aufgrund meines gezeigten Engagements für Kanzlei und Mandanten in den vergangenen 13 Jahren im Bereich der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sind die Partner auf mich zugekommen und haben mir ihr Vertrauen geschenkt. Zudem war das Ziel sicherlich auch, die Kanzlei für die Zukunft nachhaltig aufzustellen.
Warum wurde Filialgründung nötig, warum in Zella-Mehlis?
Bernhard Pickel: Notwendig war es eigentlich nicht. Mein Vater und ich hatten aber beide großes Interesse daran, uns wegen der Nähe zu den Mandanten in Thüringen zu engagieren. Wir haben in Zella-Mehlis dann ein weiteres Standbein aufgezogen, da wir bereits mehrere Mandanten aus der Stadt betreut haben.
Wie ging die Kanzlei mit dem Tod ihres Firmengründers um? Was bedeutet der Verlust bis heute?
Bernhard Pickel: Unser Vater ist bis heute unentbehrlich und wir profitieren noch heute enorm von ihm. In der damaligen Situation war es eine absolute Katastrophe für uns und die Beschäftigten, in der wir alle einfach funktioniert haben. Heute kann ich aber sagen, dass wir über uns hinausgewachsen und stärker daraus hervorgegangen sind.
Rüdiger Pickel: Sein Tod war für uns alle ein Schock. Man kann sagen, dass der Fels in der Brandung von jetzt auf gleich weg war und wir weitermachen mussten. Das haben wir, würde ich auf jeden Fall sagen, sehr gut geschafft. Ich denke auch, dass seine Spuren heute noch nachwirken und das Wesen der Kanzlei bis heute prägen.
Sylvia Mehler: Die Kanzlei war sehr geschockt von dem plötzlichen Tod des Kanzleigründers. Sie hat es sich bis zum heutigen Tag zur Aufgabe gemacht, das Werk von Siegbert in seinem Sinne weiterzuführen beziehungsweise weiter auszubauen. Dies ist uns auch sicherlich bis jetzt sehr gut gelungen. Siegbert lebt weiter in den vielen Anekdoten der altgedienten Beschäftigten und den vielen Mandanten, die ihn alle noch kennen.
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Nichts ist stärker als der Zusammenhalt der Familie, die nach alter Tradition, Schulter an Schulter arbeitet und sich unterstützt.
Bernhard Pickel
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Warum ist es wichtig, dass das Unternehmen auch nach 50 Jahren noch in Familienhand liegt? Welche Vorteile erwachsen daraus für die Kanzlei und für die Mandanten?
Bernhard Pickel: Unser Vater machte den Namen Pickel zu einem Begriff für gute und solide Steuerberatung. Noch heute bekommen wir viele Anfragen von Menschen, die sich gerne durch uns steuerlich vertreten lassen wollen. Das hängt sicherlich auch mit dem Namen und den damit verbundenen Werten zusammen. Zudem sind Familienunternehmen auch immer etwas mehr als nur eine einfache wirtschaftliche Einheit. Werte wie Freundschaft, Vertrauen und Solidarität wird man in einem Großkonzern eher seltener finden, dafür in Familienunternehmen fast immer. Das sind die Grundlagen für ein erfolgreiches Zusammenwirken.
Rüdiger Pickel: Familiengeführte Unternehmen sind einfach flexibler und können sich dadurch an geänderte Verhältnisse besser und schneller anpassen. Zudem gibt es eine stärkere Bindung zwischen den Partnern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Welche Rolle spielt die Familie generell im Hause Pickel?
Bernhard Pickel: Nichts ist stärker als der Zusammenhalt der Familie, die nach alter Tradition Schulter an Schulter arbeitet und sich unterstützt, aber auch alle Familienfeste zusammen feiert.
Rüdiger Pickel: Kurz gesagt, die wichtigste! Ich sehe aber auch im weiteren Sinne die Partner und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Familie an. Familie bedeutet: Zusammenhalt, Loyalität und Verlässlichkeit. Dies versuchen wir in der direkten und weiteren Familie so zu leben.
Wie sehen die persönlichen Einschätzungen der Partner bezüglich der Entwicklung des Unternehmens aus? Wie wird die Zukunft der Kanzlei aussehen?
Bernhard Pickel: Das Unternehmen wird ein mittelständischer Betrieb bleiben, bei dem noch jeder den anderen beim Namen kennt. Nur so kann man sich gegenseitig unterstützen, die eigenen Stärken nutzen und die jungen Auszubildenden solide mit Fachwissen begeistern. Der Name „Pickel“ wird auch künftig in der Kanzlei verstärkt vertreten sein. Die nächste Generation etabliert sich bereits heute für die Nachfolge – und das auf noch breiterer Ebene.
Rüdiger Pickel: Unser Weg war es und wird es auch künftig sein, dass wir mit der Qualität unserer Leistung überzeugen wollen, dass wir den Nutzen unserer Mandanten stets in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen und wir die Begeisterung für unseren wunderbaren Beruf ausstrahlen und weitergeben.
Sylvia Mehler: Die Entwicklung des Unternehmens für die Zukunft ist als sehr positiv einzuschätzen. Das Unternehmen wird sich weiter auf allen Gebieten auf hohem Niveau fortentwickeln und stellt sich durch die neuen Jungpartner bereits zukunftsfähig auf.
Silvan Saal: Zusätzlich werden wir uns den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und die Chancen hieraus für uns, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unsere Mandanten nutzen.